Am 7. und 8. September lief die #dmexco auch im zweiten Jahr rein digital organisiert.
Genannt „dmexco @home“ soll man sich Entscheider-Niveau und auch ein bisschen Netzwerk mit dem Who is Who der digitalen Wirtschaft ins Wohnzimmer streamen können. Um eine schnelle Antwort zu geben:
Ja, die dmexco ist immer noch eine Institution. Jedenfalls was Themendominanz (Es gibt immer eigene dmexco Magazin-Ausgaben) und das internationale Speaker Line up angeht (Facebook, TikTok, iBM, Google waren da - wenn auch nicht die Top-Liga des C-Levels).
Entsprechend schaute der deutsche E-Commerce halb gespannt, halb pflichtbewusst darauf, was in Köln/im neu gebauten dmexco Cockpit geboten wurde.
Programmangebot zwischen Grandeur und Overkill
Und geboten wurden vor allem ein hohes Tempo inmitten einer Session-Flut.
Mit vier Bühnen und sieben Masterclasses parallel und mehrheitlichen Sessionlängen von 10 Minuten mit kontinuierlichen Alerts, Umfragen und Live-Chats schlug das emotionale Pendel der Zuschauer irgendwo zwischen „Qual-der-Wahl“ und „Überforderung“ aus.
Dabei ist der Eindruck des Overkill durchaus gewollt: Wie sonst ließe sich der Eindruck von tausenden Peers und internationaler Klasse anders darstellen als durch das Gefühl schierer Masse?
Allein vor dem Bildschirm fehlt allerdings das lokale und soziale Erleben, was sonst in Köln zu die besondere Messeatmosphäre und ein Gemeinschaftsgefühl aufkommen lässt.
Vor dem Desktop – oder schnell eingewählt über die Mobile App – fühlt man die Abgeschiedenheit und Einsamkeit schmerzlicher denn je. So viel „@ home“ möchte man eher nicht haben…
Da tröstet auch der ein oder andere wirklich witzige Kommentar in den Live-Chats nicht über die ermüdenden „Hallo aus xyz“ oder ungefragte Posts zu Leadgen-Seiten hinweg.
Mit Verzückung erinnerte ich mich an jedes noch so banale „Wie geht’s?!“ an der Smoothie-Bar vor der Geräuschkulisse einer schlecht gelüfteten koelnmesse der vergangenen Jahre. Nennen wir es beim Namen: Der Sozial-Faktor hat gelitten.
Dmexco on-demand – gehst du hin?
Auf der großen Plus-Seite steht die On-demand-Verfügbarkeit der Beiträge.
Trotz Voraufzeichnung wurden alle Sessions penibel nach Programmplan eingespielt und waren direkt im Anschluss auch nicht mehr verfügbar. Aber bereits mit Standardticket ist es möglich, die Aufzeichnungen bis Ende des Jahres noch anzusehen. An sich ein verlockendes Angebot.
Aber Hand aufs Herz: Wirst du es tun? Denn diesen vielen Stunden Videomaterial steht eine knallharte Frage gegenüber: Lohnt sich dieses Zeitinvest überhaupt? Vor allem wenn man nicht frisch gebackener Trainee in einer Digitalagentur ist und darüber sein Marktbriefing erhält, sondern nach konkreten Themen sucht. Zum Beispiel Content Marketing.
Content Neuigkeiten von der dmexco
Dass Content Marketing sich in der Branche als Breitenthema durchgesetzt hat, merkt man bereits daran, dass es ein eigenes Hauptthema und Filterkategorie des dmexco Programms ist.
Phantastisch! Effizienter Suchen, vielfältige Beiträge finden – im ersten Moment gibt es Anlass zur Freude. Der Effekt hält aber nicht lange vor.
Nach etwa 5 Minuten merkt man, dass in der Mehrheit der Content Vorträge Tech Solutions gepriesen werden und nach echter Content Best Practice mit der Lupe gesucht werden muss. Nicht bei allen. Aber bei vielen. Zu verlockend ist es, das Content-Buzzword zu besetzen.
Content People verstehen darunter aber etwas anderes, als Werbung personalisiert auszuspielen – oder zumindest würden sie gern darüber diskutieren, bevor sie es serviert bekommen.
Ich habe mir das Programm auf relevante Inhalte für „echte“ Content Marketers angeschaut und möchte euch ein paar Sachen empfehlen. Mit dem Standard-Ticket könnt ihr bei Interesse die Vorträge noch bis Ende des Jahres nachschauen.
Stand jetzt sind es vier thematische Blöcke: #1 Chaos, #2 Prozesse, #3 Werte und #4 Long Content, die ich in den nächsten Tagen nacheinander veröffentliche.
Ich hoffe, ich kann euch damit Zeit sparen und den ein oder anderen neuen Hinweis geben. Wenn ihr am Ende dieser kleinen Reise (oder schon zwischendurch) diskutieren möchtet, freue ich mich.